Die Föhrer Tracht

Die heutige Form der Föhrer Festtracht ist in der Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden und hat sich seitdem nur noch geringfügig verändert. Wir wissen leider nur wenig über die Entwicklung und über den Ursprung der Tracht. Es ist aber denkbar, daß unsere Vorfahren, die in früheren Zeiten Seefahrer waren, Schmuck und andere Teile von ihren Reisen in ferne Länder mitgebracht haben. Es gibt gewisse Ähnlichkeiten mit Trachten aus Portugal, Spanien, Italien und anderen Ländern.

Die Föhrer Festtracht wird heute nur zu hohen Festtagen angelegt. Es sind dies Hochzeiten und andere Familienfeste, Heimatfeste, Treffen mit Trachtengruppen aus anderen Gegenden Deutschlands und Europas, und in jüngerer Zeit auch für touristische Zwecke. Die jungen Mädchen tragen die Tracht zum ersten Mal bei der Konfirmation! Das ist für die Mädchen natürlich ein ganz besonderes Ereignis.

Neben der Festtracht wird vereinzelt noch die Sonntagstracht getragen. Bei der Sonntagstracht fehlen der große Silberschmuck und die weiße Schürze. Das Halstuch wird gebunden und man trägt dazu eine schwarze Schürze. Die Alltagstracht wird nicht mehr getragen.

Das Anlegen der Tracht ist kompliziert und zeitraubend, und die Mithilfe einer zweiten Person ist meistens erforderlich (Mutter, Oma oder Tante)! Es dauert etwa 1 Stunde bis "alles richtig sitzt"!

Bestandteile der Föhrer Tracht

Das Kopftuch fries. a Braanjnöösduk
das Halstuch fries. a Halsnöösduk
den Ärmeln fries. a Sliawen
der Rock mit Mieder fries. a Pai
die Schürze fries. a witj Skortluk
der Filigran-Silberschmuck fries. Haag an Leenk an Salwern Knooper

Das Binden des Kopftuches erfordert viel Können und Geschicklichkeit und wer es noch nicht gelernt hat, ist auf die Hilfe einer "Fachfrau" angewiesen. Das Kopftuch ist etwa 1,20 m im Quadrat groß und wird kunstvoll um den Kopf gebunden. An der Stirnseite befindet sich eine handgestickte Borgüre mit Blumenmustern und an den Seiten befinden sich lange schwarze Fransen.

Die verheiratete Frau traegt unterm Kopftuch ein rotes, mit schwarzen Perlen besticktes Häubchen. Das Halstuch ist ein, mit schwarzen Fransen besetztes Dreiecktuch, und wird mit ca. 60 bis 70 schwarzen Knopfnadeln auf das Mieder festgesteckt. Der Rock ist aus englischem Tuch und 3,5 bis 4 m weit! Er wird in Handarbeit das Mieder genäht. Im Rückenteil ist er in etwa 60 Falten gelegt.

Die weiße Schürze ist aus Batist und mit verschiedenen Lochstickereien versehen. Die Ärmel sind aus Taft, Kunstseide oder Samt und mit Bordüren verziert. Der Filigran-Silberschmuck ist aus reinem Silber angefertigt und besteht aus der drei- oder vierreihigen Gliederkette mit einem Amulett in der Mitte worauf sich die Zeichen KREUZ - HERZ - ANKER als Smbole fuer GLAUBE - LIEBE - HOFFNUNG befinden.

Die Gliederkette wird von 10 bis 12 Filigranknöpfen umrahmt und in der Mitte mit feinen Silberketten vervollständigt. Dazu wird an den Ärmel jeweils ein Paar Knöpfe getragen. Zur Austattung gehören dann noch ein Silberhals- und Armband sowie ein Fingerring und kleine Nadeln mit Filigranknöpfen am Kopftuch.

Die Tracht hat einen Wert vo etwa 5.000,- Euro! Sie wird meistens von einer Generation zur anderen vererbt, kann aber auch noch vollständig neu gekauft werden.

Eine Tracht für die Männer ist nicht überliefert!